Was ist nur los mit uns?
Wenn wir schon im Kleinen versagen, wie wollen wir im Großen führen?Vor 14 Tagen stehe ich nach einem wunderschönen Urlaub am Flughafen und warte auf unser Gepäck.
Mir fällt ein junger Mann auf, sichtbar behindert, der auf die Menschen zugeht.
Mit seinem Handy in der Hand.
Er hält es ihnen hin.
Und was passiert?
Sie weichen ihm aus.
Schauen weg.
Peinlich berührt.
Tun so, als wäre er unsichtbar.
Ich gehe ihm entgegen, weil er offensichtlich Hilfe benötigt.
Sofort haben wir Blickkontakt und er hält mir das Handy hin mit dem einen Wort:
„Bitte.“
Ich nehme das Handy.
Am anderen Ende: seine Mutter.
Verzweifelt.
„Bitte helfen Sie meinem Sohn. Er findet seinen Koffer nicht.“
Der junge Mann hat einfach nur HILFE gebraucht.
War an dem völlig falschen Kofferband und ist in Panik geraten.
Er ist durch durch die Menge gelaufen und hat Menschen sein Handy hingehalten.
Ignoriert.
Nicht gesehen.
Nicht gehört.
Während mein Mann nach dem Koffer Ausschau hält, beruhige ich den jungen Mann, der immer noch zittert.
Und er beginnt zu lächeln, wiederholt immer wieder meine Worte:
„Wir kriegen das hin. Jetzt wird alles gut.“
Das tun wir dann auch.
Und der junge Mann strahlt.
Seine Welt ist von jetzt auf gleich wieder in Ordnung.
Er sieht uns an und sagt:
„Danke. Man sieht sich immer doppelt im Leben.“
Seine Mutter sagt mir am Telefon:
„Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie sind ein Engel.“
Ein Engel, weil ich/wir einfach und schnell helfen konnten?
Mich hat diese Situation noch tagelang beschäftigt.
Und gleichzeitig platzt mir der Kragen:
Was zur Hölle ist mit unserer Gesellschaft los?
Wir reden von Inklusion, von Menschlichkeit, von Werten und scheitern im echten Leben an einem verdammten Blickkontakt.
Dieser Post soll polarisieren.
Denn wir MÜSSEN darüber reden.
Wer immer nur wegsieht, macht sich mitschuldig. Punkt.
Die Welt verändert sich nicht durch große Reden.
Sondern durch kleine Taten.